Freitag, 19.04.2024

Marketingstrategien pharmazeutischer Unternehmer:

Mrz30,2015

Wie häufig sind illegale Aktivitäten und wie gut funktioniert die Selbstkontrolle?

BildAMB 2015, 49, 24DB01

Die globalen Einnahmen pharmazeutischer Unternehmer (pU) im Jahr 2013 betrugen etwa 1 Billion US-$. Etwa ein Drittel dieser Einnahmen investierten die pU in das Marketing für Arzneimittel (1). Sie begründen diese hohen Ausgaben mit der Notwendigkeit, Gesundheitsberufe, insbesondere Ärzte, über Nutzen und Risiken von Arzneimitteln zu informieren. Auf unseriöse, für Patienten und Ärzte mitunter auch gefährliche Marketingstrategien haben wir in der Vergangenheit immer wieder hingewiesen (2). Gesetzeswidrige Aktivitäten der pU im Zusammenhang mit dem Marketing sind vor allem in den USA durch Whistleblower bekannt geworden (3). Demgegenüber gibt es in Europa nur wenige Fälle, die eindeutig auf illegale Verhaltensweisen der pU im Zusammenhang mit dem Marketing hingewiesen haben.

In Deutschland wurde im Jahr 2004 durch den Verein „Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie e. V.“ (FSA) erstmals ein Kodex zur Transparenz bei der Zusammenarbeit mit den Angehörigen der Fachkreise und medizinischen Einrichtungen verabschiedet (4). Im Jahr 2008 gründeten dann auch die Hersteller verschreibungspflichtiger Arzneimittel des Bundesverbandes der pharmazeutischen Industrie (BPI) einen eigenen Verband der Selbstkontrolle („Arzneimittel und Kooperation im Gesundheitswesen e. V.“, AKG), der ebenso wie der FSA Fehlverhalten der pU bei der engen Zusammenarbeit mit Ärzten, Apothekern und anderen Angehörigen der Fachkreise erkennen und ggf. sanktionieren soll (5). In diesen Kodizes sieht es „die pharmazeutische Industrie als ihre Aufgabe an, durch wissenschaftliche Informationen über Arzneimittel das Wissen zu vermitteln, das für eine sachgerechte Arzneimittelauswahl erforderlich ist“ (4).

Wie gut derartige Kodizes in der Kontrolle von illegalen Marketingstrategien und die Selbstkontrolle durch die pU tatsächlich funktionieren, wurde jetzt von schwedischen Autoren aus Lund untersucht (1). Die Autoren haben für ihre Analyse zwei Länder ausgewählt – Großbritannien und Schweden -, die häufig als Beispiele für eine effektive Selbstkontrolle genannt werden (6). Sie haben eine qualitative Analyse der Inhalte und Vorgehensweisen im Zusammenhang mit Marketing und den in den beiden Ländern verabschiedeten Kodizes für die Selbstkontrolle ausgewertet und hierzu Beschwerden, Angaben der Kläger sowie Entscheidungen der für die Selbstkontrolle verantwortlichen Gremien im Zeitraum 2004-2012 erfasst. Während sich der Kodex in Großbritannien nur auf die Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel bezieht, legt der schwedische Kodex Standards fest für die Werbung sowohl von verschreibungspflichtigen als auch in Apotheken rezeptfrei erhältlichen („over-the-counter“ = OTC) Arzneimitteln und veterinärmedizinischen Arzneimitteln. Um den Kodizes Geltung zu verschaffen, wurden in beiden Ländern Gremien der Selbstkontrolle etabliert, die regelmäßig die Einhaltung der Kodizes durch die pU überwachen und bei Verstößen entsprechend sanktionieren sollen. Von den Gremien der Selbstkontrolle erstellte Dokumente und Fallberichte aus dem genannten Zeitraum wurden von den Autoren untersucht, um Stärken und Schwächen der Selbstkontrolle zu vergleichen und Unterschiede zwischen den gültigen Kodizes der pU und den tatsächlichen Marketingstrategien der Hersteller zu untersuchen.

Link zum Artikel

Das Archiv aller seit 1997 erschienenen Artikel können Sie bis auf die Ausgaben der letzten zwei Jahre kostenlos nutzen. Über die Eingabe von Schlagwörtern oder Freitext in der Suchfunktion gelangen Sie direkt zu den zum Thema veröffentlichten Artikeln. Fast alle Literaturstellen in den Artikeln sind mit anderen Quellen im ARZNEIMITTELBRIEF bzw. bei Pubmed verlinkt. Wenn Sie dieses Archiv zur Recherche nutzen, bitten wir um die Angabe der Quelle www.der-arzneimittelbrief.de.

Für weitere Informationen erreichen Sie einen Ansprechpartner für die Presse über

Westkreuz-Verlag GmbH Berlin/Bonn

Töpchiner Weg 198/200, 12309 Berlin

E-Mail arzneimittelbrief@westkreuz.de

Telefon (030) 745 20 47

Fax (030) 745 30 66

DER ARZNEIMITTELBRIEF erscheint seit 1967 als von der Pharmaindustrie unabhängige Fachzeitschrift für Ärzte und Apotheker. Er finanziert sich allein aus den Abonnements seiner Leser.

Ein Jahresabonnement mit 12 Ausgaben und persönlichem Onlinezugang kostet 58 Euro. Es ist als
Print-Internetabonnement oder als Elektronisches Abonnement erhältlich. Je Ausgabe können 3 CME – Punkte im Rahmen der zertifizierten Fortbildung erworben werden.

Über:

Westkreuz-Verlag GmbH Berlin/Bonn
Frau Kristin Ahrens
Töpchiner Weg 198/200
12309 Berlin
Deutschland

fon ..: 030-7452047
fax ..: 030-7452066
web ..: http://der-arzneimittelbrief.de/
email : arzneimittelbrief@westkreuz.de

Pressekontakt:

Westkreuz-Verlag GmbH Berlin/Bonn
Frau Kristin Ahrens
Töpchiner Weg 198/200
12309 Berlin

fon ..: 030-7452047
web ..: http://der-arzneimittelbrief.de/
email : arzneimittelbrief@westkreuz.de

Ähnliche Beiträge